Von Tamar Sternthal
In den vergangenen Tagen kursierten im Netz zwei dramatische Fotos, die scheinbar das brutale Vorgehen der israelischen Armee dokumentierten. Das eine, das vor allem über Facebook verbreitet wurde, gab vor, einen israelischen Soldaten zu zeigen, der mit dem Fuß ein palästinensisches Mädchen festhält und ihm dabei eine Kalaschnikow an den Kopf hält. Es wurde schnell als Szene eines anti-israelischen Straßentheaters in Bahrain entlarvt.
Das zweite Foto, ein Bild des AFP-Fotografen Hazem Bader, wurde nicht nur über das Internet verbreitet. Obwohl seine Authentizität nicht geklärt ist, erschien es in verschiedenen Mainstream-Medien, die angeben, sich an ethische Pressestandards zu halten.
"The International", herausgegeben von der New York Times, maß dem Bild große Bedeutung bei. Er druckte es am 26. Januar über vier Spalten mit dem Kommentar: "Ein palästinensischer Bauarbeiter in der Nähe von Hebron schreit vor Schmerz, nachdem er gestern versucht hatte einen Fahrer der israelischen Armee aufzuhalten, der ihm mit einem Anhänger über die Beine fuhr..." Die Original-Bildbeschreibung sprach von einem "verletzten palästinensischen Bauarbeiter".
Die "Washington Post" druckte das Bild sogar über fünf Spalten, und verschiedene Nachrichtenseiten veröffentlichten das Foto von Bader, einschließlich des "Wall Street Journals", des "Guardian" und MSNBC.
Eine Überprüfung verschiedener internationaler und israelischer Quellen zeigt, dass der "verletzte Arbeiter" Mahmoud Abu Qbeita nicht wirklich verletzt worden war. Ja, es gibt noch nicht einmal einen Beweis dafür, dass er überhaupt angefahren wurde. Das "Palestinian Center for Human Rights" und das "United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs", die beide umfassend über alle Zwischenfälle im Westjordanland berichten, erwähnen die angebliche Verletzung nicht.
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(Ynet, 06.02.12)
Die Autorin ist Leiterin des israelischen Büros des "Committee for Accurace in Middle East Reporting in America"
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