Von Naomi Darom
Der Ärger über das "Tal-Gesetz", das Jeschiva-Schüler vom Militärdienst befreit, könnte bald Früchte tragen. Das Gesetz wird nicht verlängert und möglicherweise werden Ultraorthodoxe zum Pflichtdienst einberufen. Der Ärger ist berechtigt. Es ist richtig, sich darüber aufzuregen, dass eine große Bevölkerungsgruppe ihre staatsbürgerlichen Pflichten nicht erfüllen muss. In einer perfekten Welt würde jeder ultraorthodoxe Achtzehnjährige wie seine säkularen Altersgenossen zu den Israelischen Verteidigungsstreitkräften einberufen werden und den Pflicht- und Reservedienst absolvieren. Doch leider leben wir nicht in einer perfekten Welt. Daher sollte man, bevor man überstürzt anfängt, Ultraorthodoxe zum Armeedienst einzuziehen, die möglichen Konsequenzen bedenken. Denn die Änderung in den Einberufungsbestimmungen hätte Auswirkungen auf eine andere Bevölkerungsgruppe, die genauso dient wie die Männer, jedoch ungleich mehr von ultraorthodoxen Soldaten betroffen wäre: die Frauen. Häufig wird vergessen, dass die gegenwärtige Welle des Ausschließens von Frauen aus dem öffentlichen Raum gerade bei der Armee ihren Anfang genommen hat. Zunächst verließen Eiferer aus religiösen Gründen eine militärische Zeremonie. Als nächstes wurden Frauen bei den Tänzen zu Simchat Thora in einen abgetrennten Bereich abgeschoben. Wie weit wird die Verdrängung reichen, wenn zehntausende Ultraorthodoxe dienen?
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(Haaretz, 15.02.12)
Die Autorin ist Journalistin für TheMarker und Haaretz.
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