Es ist ein alter Traum: Wir alle würden uns wünschen, im Schlaf lernen zu können. Eine am Montag veröffentlichte Studie des Weizmann Instituts legt nahe, dass dies tatsächlich möglich ist. Probanden, die im Schlaf gleichzeitig bestimmte Töne hörten und bestimmten Gerüchen ausgesetzt waren, begannen unbewusst zu schnuppern, wenn ihnen in wachem Zustand dieselben Töne vorgespielt wurden – und das, obwohl die Töne diesmal nicht von Geruch begleitet wurden.
Experimente zum Lernen im Schlaf sind schwer durchzuführen, da sichergestellt werden muss, dass die Versuchsperson tatsächlich schläft und während des "Unterrichts" nicht aufwacht. Auch die gründlichsten Versuche des verbalen Lernens im Schlaf konnten bisher keinen neuen Wissensstand erzielen. Während Studien zunehmend die Wichtigkeit von Schlaf für die Verarbeitung von Informationen und deren dauerhafte Speicherung aufzeigten, gibt es bisher keine Studien, die zeigen, dass ein erwachsenes Gehirn im Schlaf neue Informationen aufnehmen kann.
Die Kombination von Tönen und Gerüchen dagegen hat den Vorteil, dass weder das eine noch das andere den oder die Schlafende aufweckt. Darüber hinaus birgt der Geruchssinn ein einzigartiges non-verbales Charakteristikum, nämlich das Schnuppern. Die Forscher stellten fest, dass das schlafende Gehirn beim Schnuppern genau wie das wache Gehirn reagiert: Wir atmen tief ein, wenn ein Geruchsaroma angenehm ist, bei einem schlechten Geruch jedoch atmen wir nur kurz ein. Diese Veränderung beim Schnuppern wurde sowohl bei schlafenden als auch bei wachen Personen registriert.
Die Probanden, die während des Schlafs Ton und Geruch ausgesetzt waren, konnten sich zwar nicht bewusst daran erinnern, jedoch zeigte sich in ihrer Atemreaktion die unbewusste Erinnerung. Wenn sie Tönen ausgesetzt wurden, die mit angenehmen Gerüchen kombiniert waren, atmeten sie tief ein, während sie bei den zweiten Tönen, denen zuvor unangenehme Gerüche folgten, kurz und flach einatmeten. In einem zweiten Experiment unterteilten die Forscher daraufhin die Schlafzyklen in REM-Schlaf (rapid eye movement) und in Nicht-REM-Schlaf und führten daraufhin die Versuche nur in einer der beiden Phasen durch. Überraschenderweise stellten sie fest, dass das Lernen im REM-Schlaf eindeutig stärker war, aber dass der Transfer der Assoziierung vom Schlaf- ins Wachstadium nur dann offensichtlich war, wenn das Lernen sich während des Nicht-REM-Schlafs ereignete.
(Weizmann Institut für Wissenschaft, 26.08.12) |