Vor der ersten zionistischen Einwanderungswelle 1882 waren orientalische Juden in Palästina in der Mehrheit, sie stellten etwa 60 Prozent der jüdischen Bevölkerung.
Bei Staatsgründung 1948 hatte sich das Blatt gewendet, und durch Einwanderung stammten nun bereits 77% der Bevölkerung aus Europa und Amerika. Zwischen 1882 und 1948 hatten orientalische Einwanderer (vor allem aus dem Yemen und Aden) lediglich 10% der Einwanderer ausgemacht. Dies änderte sich jedoch schnell: zwischen 1948 und 1951 kamen 49% aller Olim aus Nordafrika und Asien, 1952/53 waren es 70% und zwischen 1954 und 1975 stellten Juden aus Afrika (die Mehrheit von ihnen aus Marokko) 63% aller Immigranten.
Die Beziehungen zwischen Aschkenasim und Misrachim (die damals noch häufig als Sfaradim bezeichnet wurden) waren von Beginn an problematisch. Der Zionismus war in Europa entstanden, und die Aschkenasim hatten die Schlüsselstellen im entstehenden Staat bereits vor seiner Gründung besetzt.
 Übergangslager, sog. Ma´abara, 1950
Hinzu kam die Dominanz des Säkularen unter den Aschkenasim, während viele Misrachim ein traditionelles, wenn auch nicht orthodoxes Religionsverständnis mitbrachten.
In der Wahrnehmung vieler Misrachim wurde die aschkenasische Elite von der Arbeitspartei verkörpert, die seit Staatsgründung und bis 1977 ununterbrochen den Ministerpräsidenten stellte. Sie wurde von vielen Misrachim für alles verantwortlich gemacht, was ihrer Meinung nach bei der Einwanderung falsch gelaufen war: von der Desinfektion mit DDT bei der Ankunft und die Unterbringung in den Übergangslagern (Ma´abarot), über die anschließende Übersiedlung in die sogenannten „Entwicklungsstädte“, die in der Regel in der Peripherie lagen, bis hin zu den hohen Kriminalitätsraten unter den jugendlichen Misrachim.
1977 brachten daher vor allem misrachische Wähler die politische Wende: Mit Menachem Begin wurde erstmals ein Kandidat der zum Likud-Block gehörenden Partei Cherut Ministerpräsident.
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