Mittwoch, 12.03.2008




Gewerkschaftserfolg in der Gastronomie

Die israelische Einheitsgewerkschaft Histadrut hat gestern eine neuartige Vereinbarung mit der Kette Coffee Bean unterzeichnet, im Rahmen derer die Angestellten nun 10% der Einkünfte des Unternehmens erhalten werden. Die Gewerkschaft hofft, dass die Vereinbarung auch Beschäftigte in anderen Cafés und Gaststätten zum gewerkschaftlichen Zusammenschluss motivieren wird. Die Branche ist bislang noch überhaupt nicht gewerkschaftlich organisiert.

Die Vereinbarung garantiert den rund 300 Angestellten der 14 Coffee-Bean-Filialen in Israel nicht nur die Umsatzbeteiligung, sondern auch Bonuszahlungen bei längeren Arbeitsverhältnissen.

Die Verhandlungen wurden letzten Monat infolge eines Streiks und täglicher  Demonstrationen initiiert. Der Histadrut-Vorsitzende Ofer Eini war persönlich an den Gesprächen beteiligt, ebenso einer der Eigentümer der internationalen Kette, der eigens aus den USA angereist kam, und der Geschäftsführer von Coffee Bean in Israel, Shai Cohen. Nach vehementer Ablehnung des Unternehmens zog die Gewerkschaft ihre Forderung nach einer Anstellung der Mitarbeiter unter einem Kollektivvertrag zurück. Dafür stimmten die Arbeitgeber dem Profitanteil-Handel zu.

Außerdem räumt die Vereinbarung den Arbeitern das Recht auf Streik ein und gibt einigen von ihnen eine einmalige Bonuszahlung, um das Trinkgeld zu kompensieren, das das Management im vergangenen Jahr eingezogen haben soll. Letzteres hatte zu Unruhen im Betrieb geführt.

Letztlich profitiert freilich auch das Unternehmen von der Vereinbarung. Neben dem Imagegewinn wird Coffee Bean auch einen konkreteren Vorteil haben: Die Histadrut hat versprochen, jährlich für 250 000 NIS Speisen und Getränke für ihre Veranstaltungen von der Kette zu erwerben.

(Haaretz, 12.03.08)