Die israelische Regierung hat am Sonntag auf ihrer wöchentlichen Kabinettssitzung dem Plan zur Heimholung der im Juli 2006 von der Hisbollah in den Libanon verschleppten israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev im Austausch gegen gefangene Terroristen zugestimmt.
Dem Austausch liegen auf israelischer Seite die folgenden Standpunkte zugrunde:
- Die Verantwortung Israels gegenüber seinen Soldaten ist ein oberster Wert – darin liegt Israels wahre Stärke.
- Israel ist bestrebt gewesen, schnell und zu den bestmöglichen Bedingungen zu einer Übereinkunft zu gelangen.
- Allen zukünftigen Versuchen der Entführung israelischer Bürger wird mit aller Gewalt begegnet werden.
- Hisbollah, Hamas und Iran sind die Hindernisse für einen Frieden zwischen Israel und seinen Nachbarn.
Ministerpräsident Ehud Olmert betonte dabei u.a.:
„Es gibt kein Entkommen von der Beschäftigung mit der fundamentalen und existentiellen Frage nach der Pflicht eines Landes, das seine Soldaten in den Kampf schickt, wenn diese im Dienst in Gefangenschaft geraten.
Seit frühester Kindheit sind wir dazu erzogen worden, keine Verwundeten auf dem Schlachtfeld und keine Soldaten in Gefangenschaft zurückzulassen, ohne zu versuchen, sie mit allen möglichen in unserer Macht stehenden Mitteln zu befreien.
Über die Jahre haben wir gelernt, dass auch diese Verpflichtung Grenzen hat. Ein Staat muss Grenzen kennen, selbst wenn es um die Freiheit und das Leben seiner Soldaten geht.
Wir haben nie gedacht, dass die Frage nach dem Preis gelöst werden könnte von dem umfassenden Kontext, der zur Diskussion steht, von den möglichen Folgen in der Zukunft und vor allem von der Tatsache, dass wir in einer Region leben, in der die Spielregeln und die grundsätzlichen menschlichen Verhaltensmuster, an denen wir unser Handeln ausrichten, nicht von unserer Umwelt geteilt werden.“
„Unsere Agonie, die Schmerzensschreie, die zu hören gewesen sind, sind nicht ein Ausdruck unserer Schwäche, sondern unserer unvergleichlichen moralischen Stärke.
Mehr als einmal haben führende Politiker aus aller Welt, mit denen ich über diese Situation sowie über Gilad Shalit und Ron Arad und unsere vermissten Soldaten gesprochen habe, ihr Erstaunen über die emotionale Last zum Ausdruck gebracht, die Israel sich in dieser Hinsicht auferlegt hat.
Ich distanziere mich von den aggressiven Stimmen, die unseren öffentlichen Diskurs in diesen Angelegenheiten begleiten, und manchmal vermisse ich die Zurückhaltung und innere Disziplin, die andere Nationen an den Tag legen.
Wir jedoch sind nicht wie sie, und werden es wahrscheinlich auch nie werden. Eine Nation, die vom Schicksal eines einzelnen Mannes gequält wird, ist eine starke Nation mit Ausdauer, Abschreckungsmöglichkeiten und unbegrenzter Entschlossenheit. Eine Nation, die Zugeständnisse macht, um Leben zu bewahren, Verwundete zu retten und Entführte nach Hause zurückzubringen, ist eine Nation, die unzerreißbare Bande der gegenseitigen Verpflichtung knüpft.
Wenn wir es schaffen, Grenzen zu definieren, den Ton zu mäßigen, Unbeugsamkeit nach innen zu zeigen und weiter für unser Überleben zu kämpfen, unsere Soldaten zu verteidigen und uns um unsere entführten Soldaten sorgen, werden wir wirkliche Kraft ausstrahlen – die einzigartig und ein Bestandteil unserer Nation ist.
Daher bin ich als Ministerpräsident Israels nach einem langen Prozess, dessen Essenz ich Ihnen heute dargelegt habe, zu dem Schluss gekommen, dass ich Ihnen empfehlen muss, die vorgeschlagene Lösung zu genehmigen, die diese schmerzvolle Episode zu Ende bringt – selbst zu dem schmerzvollen Preis, den sie uns kostet.“
Die vollständige Zusammenfassung der Kabinettssitzung findet sich in englischer Sprache unter dem folgenden Link: http://www.mfa.gov.il/MFA/Government/Communiques/2008/Cabinet+ Communique+29-Jun-2008.htm
(Außenministerium des Staates Israel, 29.06.08) |