Donnerstag, 19.02.2009




Buddha an der Bar-Ilan-Universität

Auch die national-religiös ausgerichtete Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan wird bald Kurse in Ostasien-Wissenschaften anbieten. Sie will damit dem wachsenden Interesse junger Israelis an fernöstlichen Religionen und Kulturen Rechnung tragen.

Während die Hebräische Universität Jerusalem und die Universitäten Tel Aviv und Haifa bereits seit längerem über Ostasien-Institute verfügen, wird Bar-Ilan ab dem kommenden Jahr im Rahmen seines multidisziplinären B.A.-Programms Ostasien-Studien lehren – anders als die genannten Hochschulen jedoch „aus jüdischer Perspektive“.

„Bar-Ilan ist eine religiöse Universität, und unsere Einzigartigkeit besteht in der Betonung des religiösen Aspekts“, sagt Dr. Daniela Gurevitch, die Direktorin des multidisziplinären B.A.-Programms. „Wir versuchen, eine Brücke zwischen den zwei Kulturen zu schaffen.“

Parallel dazu wird auch ein Masterstudiengang in ostasiatischer Kultur eröffnet, und zwar im Rahmen der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Der Koordinator Dr. Shlomi Mualem meint dazu: „Wenn ein israelischer Jugendlicher seine geistige Identität sucht, gelangt er gewöhnlich zu einer gewissen Art von Kabbala-Studien oder ostasiatischer Philosophie, Yoga und Meditation. Dies sind die zwei großen Grundlagen des New Age, und wir versuchen, sie beide zu verbinden.“

Mualem zufolge hat der Einfluss östlicher Philosophie in den vergangenen Jahren auch innerhalb des religiösen Zionismus zugenommen. „In Indien findet man heute viele Religiöse mit gestrickten Kippot, die in der Yeshiva und in der Armee waren und sich diesen Initiationsritus verinnerlicht haben. Im religiösen Judentum gibt es einen Trend der Hinwendung zur Orthodoxie und der Abschottung, aber es gibt auch einen anderen Trend, der den Kontakt zu anderen Kulturen sucht. Die  bedeutende Kultur, der gegenüber sich die jüdische Kultur heute entwickelt, ist der Buddhismus. Das ist heute die primäre geistige Alternative.“

Ostasien-Wissenschaften zählen mittlerweile zu den stärksten geisteswissenschaftlichen Disziplinen an israelischen Universitäten. Teilweise ist die Zahl der Studenten in diesen Programmen schon höher als die an den Instituten für jüdische Philosophie und Kultur.

(Haaretz, 19.02.09)