Der Generalstabschef der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL), Generalleutnant Gabi Ashkenazi, hat am Montag gemeinsam mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhan, die Berliner Holocaust-Gedenkstätte „Gleis 17“ besucht. In seiner Rede bekräftigte er die Notwendigkeit einer starken israelischen Armee.
 Von rechts nach links: Ashkenazi, Schneiderhan und Israels Gesandter Emmanuel Nahshon
„Ich stehe hier am Gleis 17 am Bahnhof Grunewald; einem Ort, der als weiteres Rädchen in der Nazi-Vernichtungsmaschine gedient hat, von dem aus 50 000 Berliner Juden, deren einziges ‚Verbrechen’ ihre Religion war, in den Tod geschickt wurden. Ich stehe heute hier, um mich zu verpflichten und zu versprechen: ‚Nie wieder’.
Die Klagen unserer jüdischen Brüder, die in die Güterwaggons marschiert sind, erniedrigt, geschlagen und ermordet, steigen von den stillen Stahlplatten auf, die an diesem Gleis angebracht sind. In diesem Moment, und auf Ewigkeit, ist der Widerhall ihrer Schreie die Verfügung von Israels Verpflichtung, und meiner Verpflichtung, als gegenwärtiger Kommandant der Armee; unserer Verpflichtung, die schlimmsten Grausamkeiten in der Geschichte der Menschheit immer zu erinnern und nie zu vergessen, unserer Verpflichtung, die Drohungen derer, die uns schaden wollen, niemals auf die leichte Schulter zu nehmen, unserer Verpflichtung, unsere Sicherheit zu garantieren und nie wieder jemanden anders die Zukunft Israels bestimmen zu lassen.
Verehrte Kollegen, Der Sieg über Nazideutschland und den Plan, das jüdische Volk zu vernichten, symbolisiert die Ausdauer des menschlichen Geistes, der Gerechtigkeit und der Hoffnung.
Trotz dieses Sieges können wir uns nicht zurücklehnen. Noch heute, 64 Jahre seit der letzte mit Juden beladene Zug diese Station in Richtung der Vernichtungslager verlassen hat, 61 Jahre seit der Gründung der jüdischen Heimstätte, ist der Antisemitismus nicht aus der Welt verschwunden. Der Antisemitismus mag sich in unterschiedlichem Gewand präsentieren, sein ‚Gesicht’ mag sich ändern, seine Sprache, seine Strategie, seine Rechtfertigungen; aber das Ziel bleibt unverändert. Noch heute erklären Führer von Staaten öffentlich ihre Sehnsucht, den Staat Israel zu zerstören – sie weisen das souveräne und nationale Existenzrecht der jüdischen Nation zurück.
Unser legitimer Kampf gegen die Terrororganisationen, die das tägliche Leben unserer Bürger unterbrechen, ist von Verfechtern des Antisemitismus, von Holocaust-Leugnern und anderen feindseligen Faktoren als Ausrede benutzt worden. Ihre Angriffe wollen den Gewaltsamkeiten gegen die Bürger Israels Legitimität verleihen.
An diesem Ort, von dem aus unsere Brüder und Schwestern in die Öfen und Gaskammern gebracht wurden, für das ‚Verbrechen’ ihrer Religion, sagen wir all unseren Feinden, den Leugnern und Missetätern: Wir sind hier. Die israelische Nation ist auferstanden und in seinem Land wiederbelebt worden, und die Nation steht für ihre Unabhängigkeit und Sicherheit ein. Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte, das Schild der jüdischen Nation, ist keine Armee, die für den Krieg eintritt – vielmehr ist sie eine Armee der Verteidigung. Wir suchen den Kampf nicht, aber dennoch, wenn uns Krieg aufgezwungen wird, werden wir alles Notwendige tun, um den Bürgern Israels ein sicheres Leben in ihrem Heim zu ermöglichen.
Niemand sollte unsere Stärke oder Entschlossenheit austesten. Wir werden jegliche Drangsal stark und vereint durchstehen, entschlossen, nicht nur zu existieren, sondern auch unsere Identität und die Werte zu bewahren, die unsere Nation von Beginn an vereint haben; dieselben Werte, die unseren hartnäckigen Überlebenskampf während des Holocaust bestimmt haben, dieselben Werte, die einen Grundstein in unserem gegenwärtigen Kampf um unsere Existenz als Nation darstellen.
Vor wenigen Stunden stand ich an der Seite meines Kollegen, General Schneiderhan, in der Villa Wannsee, wo die Führer der Nazi-Partei über die Endlösung diskutierten – den Plan für die Vernichtung des jüdischen Volkes. Die Villa am Ufer des Wannsees zeugt als Gebäude davon, wie der Mensch Menschlichkeit und Moral verlieren kann, wenn er von Hass und Rassismus angetrieben wird.
Es liegt eine tiefe historische und symbolische Bedeutung in dem gemeinsamen Besuch des israelischen und des deutschen Generalstabschefs an dem Ort, wo solch eine unvorstellbare Entscheidung gefällt wurde. Der Besuch bringt auch die starken und fruchtbaren Beziehungen zwischen der Bundeswehr und den Israelischen Verteidigungsstreitkräften zum Ausdruck. Unsere Beziehungen bereichern die operationellen Fähigkeiten beider Armeen und gründen auf gegenseitiger Verpflichtung und dem festen Glauben, dass beide Seiten ein Recht darauf haben, in Frieden in ihren Ländern zu leben. Diese Beziehung verkörpert die Totalität des Siegs über Hitlers Nazi-Regime – das heutige Deutschland ist eine bedeutende demokratische Macht, die sich der Existenz und der Sicherheit des Staates Israels fest verpflichtet fühlt.“

Seiner auf Hebräisch gehaltenen Rede fügte Ashkenazi abschließend noch einige Worte auf Englisch hinzu. Diese lassen sich unter dem folgenden Link nachlesen: http://dover.idf.il/IDF/English/updates/09/10/2602.htm
(Israelische Verteidigungsstreitkräfte, 26.10.09) |