Montag, 07.12.2009




Ahmadinejads Messianismus
Von Yossi Melman

Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad hat jüngst die USA beschuldigt, sie würden Anstrengungen unternehmen, um die Rückkehr des „Mahdi“ zu verhindern, der in den Augen der Muslime als Messias gilt. Worte wie diese, die in westlichen Ohren verrückt klingen, sprach Ahmadinejad vor weniger als einer Woche in der Stadt Isfahan, bei einem Treffen mit Familien, die Angehörige im iranisch-irakischen Krieg vor mehr als 20 Jahren verloren haben. Der iranische Präsident erklärte in einem Gespräch, der Wunsch die Rückkehr des Mahdi zu verhindern, stünde hinter der amerikanischen Präsenz im Irak.

Die Worte Ahmadinejads wurden auf der persischsprachigen iranischen Nachrichtenseite „Tabnak“ veröffentlicht, die sich selbst als „professionelles Medium“ definiert und jedem bekannt ist, der sich mit iranischen Medien beschäftigt. Die Nachricht über die Worte Ahmadinejads veröffentlichte ein Mitglied des internationalen Forums, das unter Führung des amerikanischen Forschers Gary Sick die Geschehnisse im Iran und in der Golfregion verfolgt.

„Es stimmt, dass die hochmütigen [amerikanischen] Truppen Absichten hinsichtlich des Öls und anderer Erzeugnisse der [irakischen] Nation haben, aber hinter all dem steht eine versteckte Logik, nach der sie agieren, obwohl sie es natürlich öffentlich nicht zugeben. Wir haben jedoch Dokumente [der amerikanischen Regierung] erhalten. Sie haben das ganze Projekt [die Invasion in den Irak und die dortige Präsenz ihrer Truppen] ausgeheckt, um die Ankunft des verborgenen Imam zu verhindern, und sie wissen auch, dass die iranische Nation dafür den Boden bereitet und von dem Moment seines Erscheinens an sein Verbündeter sein wird.“

In der Vergangenheit erschienen bereits Nachrichten und Behauptungen, dass Ahmadinejad, seit er 2005 an die Macht kam und bevor er als Bürgermeister Teherans amtierte, einige Aktivitäten begonnen hatte, die als Vorbereitung zur Ankunft des Mahdi ausgelegt wurden. U. a. wurden Berichte veröffentlicht, wonach Ahmadinejad von seinen Ministern verlangte, Bekenntnisse ihrer Treue zum Mahdi zu schreiben und sie im „Wunschbrunnen“ zu verbergen, der in der Stadt Qom gebaut wurde. Doch konnte die Zuverlässigkeit dieser Berichte nie bewiesen werden.

Darüber hinaus ist bekannt, dass Ahmadinejad einige seiner Minister, hochrangige Vertreter des iranischen Machtapparats sowie Mitglieder der Revolutionswächter und des Parlaments treue Anhänger des Geistlichen Mesbah Yazdi sind, von dem man annimmt, dass er glaubt, man müsse nicht nur auf das Kommen des Mahdi warten, sondern auch darauf hinarbeiten, um das Ende zu beschleunigen. Die Schiiten glauben an die Rückkehr des Mahdi, doch laut ihrer traditionellen Auslegung soll man nicht auf die vorzeitige Ankunft des Mahdis hinarbeiten, da sein Erscheinen ein göttlicher Vorgang sei und keine Tat von Menschenhand.

Aus diesem Grund befahl der Gründer der Islamischen Republik, Ayatollah Khomeini, während der Zeit seiner Herrschaft, Mesbah Yazdi unter Hausarrest zu stellen, da sein messianischer Glauben innerhalb des Mainstreams der schiitischen Lehre als anormal und beinahe ketzerisch galt und mit dem Glauben Khomeinis selbst in Konflikt geriet. Seit Ahmadinejad an die Macht kam, ist aber auch Mesbah Yazdis Stern wieder gestiegen, seine Rolle wurde gestärkt, er genießt hohes Ansehen, und eine Reihe seiner Schüler befindet sich auf dem aufsteigenden Ast.

Einige Iran-Experten sind der Überzeugung, dass die messianische Neigung von Präsident Ahmadinejad einer der Gründe dafür ist, dass er so emsig auf Atomwaffen hinarbeitet; in der schiitisch-messianischen Lehre gibt es nämlich solche, die glauben, mit der Ankunft des Messias werde auch ein harter Krieg ausbrechen, in dem die schiitischen Gläubigen all ihren Feinden einen schweren Schlag versetzen werden. Im Westen und in Israel gibt es solche, die fürchten, dass eine Atombombe in den Händen eines messianischen und irrationalen Präsidenten eine gefährliche Situation herbeiführen würde, in der der Präsident auch ihren Einsatz anordnen könnte.

(Haaretz, 07.12.09)

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