Montag, 17.09.2007




Städtepartnerschaften in Israel

Derzeit unterhalten 80 israelische Städte Partnerschaften mit mehr als 300 Städten weltweit. Tel Aviv hat 23, Haifa 20, Rishon Lezion 10 und Tiberias 4 Partnerstädte.

Inzwischen häufen sich auch Dreiecksverhältnisse zwischen europäischen, israelischen und palästinensischen Städten. So haben sich etwa Den Haag mit Nazareth und Bethlehem, Lyon mit Beer Sheva und Jericho und Pisa mit Akko und Jericho verbunden. Diese Partnerschaften sind nicht zuletzt daher entstanden, dass die Europäische Union ihre finanziellen Zuschüsse in diese Richtung verwendet wissen will.

Für die israelischen Stadtverwaltungen, die nur über sehr kleine Abteilungen für auswärtige Beziehungen verfügen, ist es oft schwer, die Beziehungen aufrechtzuerhalten, doch ist der Anreiz groß. In einigen Fällen entwickeln sich enge Beziehungen. Meir Nitzan, Bürgermeister von Rishon Lezion erinnert sich noch immer einer besonderen Geste: „Am ersten Tag des Golfkriegs (von 1991), als die Raketen auf die Stadt niedergingen, rief mich der Bürgermeister unserer Partnerschaft Münster in Deutschland vom Flughafen aus an und sagte mir, dass er zu Besuch komme, da er nicht ruhig zuhause sitzen könne, während Raketen in seiner Partnerstadt einschlagen.“

Während des Krieges wohnte der Münsteraner Bürgermeister in Nitzans Haus und begleitete ihn zu den Orten, die von Raketen getroffen worden waren. Im Anschluss an diesen Solidaritätsbesuch verstärkten sich die Beziehungen zwischen den beiden Städten erheblich, und sie gedeihen auch noch 16 Jahre später weiter.

Israels Städtepartnerschaftsbeziehungen orientieren sich hauptsächlich am europäischen Modell, d.h. die lokalen Behörden sind recht stark involviert. Das Zentrum für Kommunalverwaltung ist üblicherweise an den Partnerschaftsabkommen beteiligt. „Diese Angelegenheit ist mir sehr wichtig und liegt mir am Herzen“, berichtet einer der Vertreter des Zentrums. „Aber oft wird sie in einem negativen Licht dargestellt, wodurch mehr Schaden als Nutzen entsteht. Die Jumelage mit einer anderen Stadt wird oft als die Laune irgendeines Bürgermeisters beschrieben, der umsonst ins Ausland reisen will. Das verleiht einem wichtigen Gedanken ein schlechtes Image. Die Tausenden von Jugendlichen, die jährlich an Austauschprogrammen teilnehmen, können die Bedeutung von Partnerstädten viel eher bezeugen als irgendjemand vom Zentrum für Kommunalverwaltung.“

Israel zeichnet sich in diesem Zusammenhang durch zwei einzigartige Aspekte aus; zum einen sucht es nach Partnerstädten mit aktiven jüdischen Gemeinden, die oftmals das Gelingen einer solchen Vereinbarung garantieren. Zum anderen wird den Beziehungen zu Deutschland große Bedeutung beigemessen. Haifa hat fünf Partnerstädte in Deutschland, Tel Aviv zwei und Netanya fünf. Alles in allem pflegen 100 israelische Städte und Gemeinden Partnerschaften mit Deutschland.

In der Vergangenheit wurden derlei Beziehungen stark kritisiert. Menachem Ariav, der Bürgermeister von Nazareth Ilit, zog Kritik auf sich, da er mit Leverkusen und dem österreichischen Klagenfurt, wo die NSDAP sehr aktiv war,  Verbindungen geknüpft hat. Ariav weist solche Kritik zurück: „Wir dürfen die Geschehnisse der Shoa nicht vergessen, aber wir müssen mit ihr leben und sollten uns nicht isolieren.“

(Ha’aretz, 05.09.07)