Von Ron Ben-Yishai
Die Sprengsätze, die am Sonntag an den Stränden von Ashdod und Ashkelon gefunden wurden, gelangten offensichtlich im Rahmen eines Tests dorthin, den einige palästinensische Gruppierungen unternahmen, um ihre Seekriegsfähigkeiten weiter zu entwickeln. Ungeachtet der Mitteilung einer hochrangigen Terrorfigur ist es unsinnig anzunehmen, dass es sich bei dem versuchten Anschlag um einen gut organisierten Racheakt für die Tötung des prominenten Hamas-Mitglieds Mahmoud al-Mabhouh gehandelt hat. Es ist auch schwer zu glauben, dass die Palästinenser tatsächlich versuchten, eine Bohrinsel anzugreifen.
Der versuchte Anschlag geschah am Freitag. Kriegsschiffe sichteten zwei Explosionen auf See, etwa zwei Kilometer von Israels Küste entfernt. Zwei Tage später wurden zwei Sprengkörper an den Strand geschwemmt. Der nördliche erreichte Ashdod, der südliche Ashkelon.
So weit wir wissen, hatten die an der Küste entdeckten Sprengsätze keinen Motor. Insofern ist vernünftigerweise nicht davon auszugehen, dass die Drahtzieher des versuchten Anschlags ein bestimmtes Ziel zu treffen beabsichtigten, da diese „explosiven Gehäuse“ weder über Navigations- noch Zielflugvorkehrungen verfügten.
Aufgrund des großen Gewichts der Sprengkörper ist es für einen Schwimmer kaum möglich, sie über eine längere Strecke zu ziehen oder zu schieben. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass es palästinensischen Organisationen gelungen ist, kleine Unterwasserfahrzeuge zu erwerben, die es ihnen ermöglichen, 80 Kilogramm schwere Sprengsätze zu bewegen. Solche Seefahrzeuge sind freilich schwer zu bekommen, und jedenfalls liegt keine Information über ihre Verfügbarkeit für Terrororganisationen in Gaza vor.
Die wahrscheinlichste Möglichkeit ist, dass die Drahtzieher des Anschlags einstweilen nicht vorhatten, ein spezielles Ziel zu treffen, sondern vielmehr prüfen wollten, ob die Wasserströmung zu bestimmten Zeiten dazu genutzt werden kann, Bomben an Israels Küste oder gegen israelische Kriegsschiffe zu lenken, die in der Region patrouillieren.
Die Explosionen vom Freitag waren möglicherweise darauf ausgerichtet, israelische Schiffe in das Gebiet zu locken, die dann von den Bomben, die letztlich an die Küste geschwemmt wurden, hätten getroffen werden sollen.
Alle der obigen Möglichkeiten werden überprüft, wenngleich die maritimen Spionagekapazitäten im Gaza-Streifen sich wohl zurzeit noch in einem sehr frühen Stadium befinden. In den 70er, 80er und 90er Jahren verfügten die Fatah und andere palästinensischen Gruppierungen über Marineeinheiten, die vom Libanon aus operierten und Kommandos, Schiffe, mit Sprengstoff beladene Boote und Minen umfassten. Heute besitzt die Hisbollah eine Marinekampfeinheit, die sich auf ähnliche Mittel stützt. Die Gruppen in Gaza versuchen nun womöglich ähnliche Kapazitäten zu entwickeln, eventuell mit Hilfe der Hisbollah.
(Yedioth Ahronot, 02.02.10)
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