„Im Negev werden sich die Kreativität und der Pioniergeist Israels beweisen.“ Es war kein Geringerer als Israels erster Ministerpräsident David Ben Gurion, der erkannte, dass die große Wüstenregion im Süden des Landes die große Herausforderung für das israelische Volk darstellen würde. Der Negev umfasst 66 Prozent der Fläche Israels, beherbergt jedoch nur 8 Prozent seiner Bevölkerung.

50 Jahre später hält nicht nur Ben-Gurions politischer Ziehsohn, der heutige Staatspräsident Shimon Peres, an der Vision der Entwicklung des Negev fest, sondern auch eine Bewegung junger Israelis, die 1999 ins Leben gerufen wurde und den Namen OR – zu Deutsch Licht – trägt.
Was mit einigen Wohnmobilen in der Gegend um Beersheva begann, entwickelte sich über die Jahre zu der stabilen Gemeinde Sansana, die heute 53 Familien zählt. Gemeinsam mit dem Jüdischen Nationalfonds hat OR inzwischen noch die vier neuen Gemeinden Givor Bar, Be’er Milka, Merchav-Am und Charuv ins Leben gerufen. Roni Flamer, der Gründer und Vorsitzende der Bewegung, sagt voraus, dass OR im Laufe der nächsten fünf Jahre über 26 000 Familien im Negev ansiedeln wird. Auf seiner Warteliste stehen bereits die Namen von 13 000 Familien. Langfristig avisiert Flamer eine Einwohnerzahl von einer halben Million.
Die Attraktivität der Region rührt nicht zuletzt daher, dass gegenwärtig mehr als 70 Prozent der Israelis im übervölkerten Dreieck Haifa-Tel Aviv-Jerusalem leben, wo die Immobilienpreise weiter in die Höhe schnellen. Inzwischen hat auch die Regierung die Entwicklungschancen des Negev erkannt und 4 Milliarden Dollar in die Entwicklung der Region investiert.
Sicherlich wird es nicht leicht sein, jene semi-aride bis aride Wüstenregion zum Blühen zu bringen, die Mark Twain als eine „Trostlosigkeit, die noch nicht einmal in der Vorstellung mit Leben und Bewegung erfüllt werden kann“, beschrieben hat. Doch Roni Framer stört sich an derlei Charakterisierungen nicht. Für ihn stellt der Umzug in die Wüste eine Chance für die Israelis dar, sich selbst und ihre nationale Identität neu zu erfinden. „Hier siehst du nicht zu, wie sich die Wirklichkeit verändert, hier veränderst du die Wirklichkeit.“
(Israel 21c, 16.09.07) |