Von Anav Silverman
Vor vier Jahren fand in Teheran die „Internationale Konferenz zur Überprüfung der globalen Vorstellung des Holocausts“ statt. Der iranische Außenminister Manouchehr Mottaki erklärte, Ziel der Konferenz sei „weder die Leugnung noch der Beweis des Holocausts, sondern die Schaffung einer angemessenen wissenschaftlichen Atmosphäre für Wissenschaftler, frei ihre Meinungen über eine historische Frage zu äußern“.
Zu denen, die zu dieser „wissenschaftlichen Atmosphäre“ beitrugen, gehörten David Duke, ein Ku-Klux-Klan-Führer und früherer US-Bundesstaatsabgeordneter, Robert Faurisson, ein verurteilter Holocaust-Leugner aus Frankreich, sowie mehrere andere Professoren und Pädagogen, die Holocaust-Leugnung betreiben. Ein solcher Professor, der Australier Dr. Fredrick Toben, dämonisiert Israel auf seiner Website, während er behauptet, die Nazis hätten den Massenmord am jüdischen Volk nicht begangen. Auch einige rechtsextreme Politiker der deutschen Neonazipartei NPD waren eingeladen, wurden aber von der deutschen Regierung an der Teilnehme gehindert.
Der Hauptzweck der Konferenz ging jedoch über die Schaffung einer freundlichen Atmosphäre, in der internationale Holocaust-Leugner ihre verdorbene Geisteshaltung miteinander teilen können, hinaus. Der iranische Außenminister legte dar: „Wenn die offizielle Lesart des Holocausts in Zweifel gezogen wird, dann wird auch das Wesen Israels in Zweifel gezogen. Und wenn aus dieser Überprüfung hervorgeht, dass der Holocaust historische Wirklichkeit war, warum müssen dann die Palästinenser den Preis für die Nazi-Verbrechen zahlen?“
Dieses Argument hat [Irans Präsident Mahmoud] Ahamdinejad immer wieder von sich gegeben, etwa in exklusiven Interviews mit den US-Fernsehsender NBC und CBS. In zwei langen Interviews wich Ahmadinejad den Fragen der Reporter zur Holocaust-Leugnung geschmeidig aus und lenkte stattdessen seine Antworten immer wieder zurück auf die Palästinenser und den Staat Israel.
Das Intelligence and Terrorism Information Center (IICC) nennt Ahmadinejads Holocaust-Leugnung ein „Instrument“ der iranischen Politik. „Die Holocaust-Leugnungskampagne ist als eine primäre Komponente der antiisraelischen Politik des iranischen Regimes nicht nur ein Ausdruck des Judenhasses, der tief in der iranischen Politik und Gesellschaft verwurzelt ist, sondern auch eine schlaue, gut geplante Strategie Ahmadinejads.“
Dem IICC zufolge benutzt Ahmadinejad die Leugnungstaktiken, um zur moralischen Vorbereitung von Israels Zerstörung die zionistische Bewegung und den Staat Israels zu delegitimieren sowie den iranischen Einfluss unter den Palästinensern zu erhöhen und gleichzeitig das regionale iranische Hegemoniestreben zu fördern.
In der Tat hat sich Ahmadinejads wiederholte Rhetorik zur Förderung der antiisraelischen Agenda der Islamischen Republik letztlich als erfolgreich erwiesen. Obwohl die „Internationale Konferenz zur Überprüfung der globalen Vorstellung des Holocausts“ 2006 international stark verurteilt wurde, lässt die wiederholte Hass-Rhetorik des iranischen Präsidenten bislang nur sehr Wenige innerhalb der internationalen Gemeinschaft zusammenzucken.
Der Nobelpreisträger und Holocaust-Überlebende Eli Wiesel sagte damals im Oktober 2008, Ahmadinejads Erscheinen vor der UN-Vollversammlung zeige, dass die Welt nichts aus dem Holocaust gelernt habe.
„Vor zehn Jahren, oder weniger, hätte der Herrscher eines Landes, das seinen Wunsch erklärte, dass Israel von der Landkarte gewischt werde, sich nicht auf dem UN-Podium zu erscheinen und zu sprechen getraut“, bemerkte Wiesel in einem Haaretz-Interview. Einige Monate später, auf der Durban-II-Konferenz, wurde der Holocaust-Überlebende von einem Mitglied von Ahmadinejads Entourage als „Zio-Nazi“ angepöbelt.
Überdies haben die freundlichen Versuche von US-Präsident Obama, den Iran in einen Dialog einzubinden und gleichzeitig Israel die kalte Schulter zu zeigen, bei Ahmadinejad nicht gefruchtet. Eine warme Botschaft Präsident Obamas zum iranischen Neujahrsfest wurde vom iranischen Führer mit Hohn bedacht. Wie Reuters berichtete, sagte Ahmadinejad, die Botschaft enthalte „drei oder vier schöne Worte“, aber substantiell nichts Neues.
Sollte irgendetwas aus dem diesjährigen Holocaust-Gedenktag gelernt werden, dann das, dass Beschwichtigungspolitik nicht funktioniert, Vor 72 Jahren, da Großbritanniens Neville Chamberlain sowie Frankreich und Italien das Münchener Abkommen mit Deutschland akzeptierten, glaubten die europäischen Mächte fälschlicherweise, die Annexion der Tschechoslowakei würde Hitlers Kriegsmaschine stoppen. Im Anschluss an diesen Abkommen wurden 60 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg getötet. Hitlers antisemitische Rhetorik bezeichnete den Anfang dieser schrecklichen Tragödie.
Anav Silverman ist internationale Korrespondentin am Sderot Media Center.
(Yedioth Ahronot, 15.04.10)
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