Die Israelis schneiden beim Drogenkonsum im globalen Vergleich recht gut ab. So ist etwa der Prozentsatz derjenigen, die Cannabis konsumieren, zwar höher als in Drittwelt-Staaten, allerdings wesentlich geringer als in vielen anderen westlichen Ländern. Dies geht aus einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor, die das Online-Journal PLoS Medicine vorgestern veröffentlicht hat.
Insgesamt wurden 85 000 Menschen in 17 Ländern in allen fünf Erdteilen befragt, darunter knapp 5000 Israelis.
Der Studie zufolge haben 11.5% der israelischen Bevölkerung bereits mindestens einmal in ihrem Leben Gras geraucht, nur 1% dagegen Kokain genommen. In den USA waren es ganze 42.4 bzw. 16.2%, in Deutschland immerhin 17.5 bzw. 2%.
Erstaunlich ist vor allem der vergleichsweise geringe Konsum von Alkohol und Tabak. Lediglich 58% der Israelis haben mindestens einmal in ihrem Leben Alkohol getrunken, geraucht haben 48%. In den USA waren es hingegen 91.6 bzw. 73.6%, in Deutschland sogar 95.3% bzw. 51.9%.
Was den Cannabiskonsum angeht, rangiert Israel unter den 17 Staaten auf Platz 6, beim Kokainkonsum auf Platz 11, beim Alkoholkonsum auf Platz 14 und beim Tabakkonsum auf Platz 15.
(Haaretz, 03.07.08)
Die Studie findet sich unter dem folgenden Link: http://medicine.plosjournals.org/perlserv/?request=get-document&doi=10.1371/journal.pmed.0050141#journal-pmed-0050141-t002 |
Von Amos Harel und Avi Issacharoff
In den Jahren vor dem Sechs-Tage-Krieg war im geteilten Jerusalem das Phänomen des „verrückten Jordaniers“ verbreitet: ein Soldat der Arabischen Legion, der plötzlich und ohne augenscheinlichen Grund auf Zivilisten auf der israelischen Seite der Grenze zu schießen begann. Die Jordanier pflegten zu behaupten, dass es sich um einen Verrückten handeln würde, und stahlen sich damit aus der Verantwortung für seine Taten.
Hussam Duwiyat, der Terrorist, der gestern mit einem Bulldozer im Herzen Jerusalems wütete, und ebenso sein Nachbar Ala Abu-Dahim, der vor vier Monaten acht Studenten in der Yeshiva Merkaz Harav ermordete, erscheinen wie die palästinensische Inkarnation desselben Verhaltensmusters. Auch hier gibt es keine Vorab-Information, offensichtlich keine Mithelfer bei der Vorbereitung und Durchführung und mangels Geheimdienstinformationen auch keine Vorbereitung zur Verhinderung des Anschlags im Vorfeld. Die Agenten der Allgemeinen Sicherheitsbehörde (SHABAK), die gestern zum Haus der Familie des Terroristen in Zur Baher in Ostjerusalem kamen, suchen derzeit nach dem Motiv für die Tat. Sie werden versuchen herauszufinden, wann er zuletzt eine Moschee besucht und ob er dort außergewöhnliche Hetze gegen Israel vermittelt bekommen hat.
 Foto: MFA
Ein Teil der Terroristen, die in den vergangenen Jahren in Eigeninitiative - ohne Verbindung zu irgendeiner Organisation - gehandelt haben, wurde von tiefem religiösem Glauben angetrieben. Die Nachbarn des Mörders haben gestern höchst widersprüchliche Einschätzungen zu seinem Charakter abgegeben, vom „Mann von nebenan“ bis hin zur „verbrecherischen Randfigur“; alle stimmten jedoch darin überein, dass er nicht regelmäßig Moscheen besuchte. Womöglich hatte ihn eine persönliche Erfahrung aus der Vergangenheit angestachelt, etwa ein Streit mit seinem israelischen Arbeitgeber oder die zufällige Beleidigung durch einen Polizisten.
Nach dem Anschlag im Merkaz Harav ergaben die Investigationen keine Verbindung zwischen dem Mörder und irgendeiner Organisation. Der Attentäter, Ala Abu-Dahim, war ein Krimineller, der zum Glauben zurückgekehrt war. Familienangehörige erzählten, er sei stark von Aufnahmen getöteter palästinensischer Zivilisten im Gaza-Streifen beeinflusst gewesen, von der Operation „heißer Winter“ der israelischen Armee, die wenige Tage vor dem Anschlag beendet worden war. Dieses Mal ist es in Gaza ruhig gewesen, aber wie es scheint, braucht nicht jeder Attentäter einen aktuellen Anlass.
In den vergangenen fünf Jahren konnten die Sicherheitsbehörden, allen voran der SHABAK, einen beeindruckenden Erfolg für sich verbuchen. Die Zahl der von palästinensischem Terror ermordeten Israelis ist von 426 im Jahr 2002 auf lediglich 13 im Jahr 2007 zurückgegangen. Auch wer behauptet, dass man nicht von einem entscheidenden Sieg im asymmetrischem Krieg gegen den Terror sprechen kann, wird zustimmen, dass Israel dem im Westjordanland so nahe wie irgend möglich gekommen ist. Die letzten beiden Anschläge in Jerusalem jedoch waren das, was man als „volkstümlichen Anschlag“ bezeichnet; Geheimdienstinformationen im Vorfeld sind hierzu kaum möglich. Wenn der Mörder ein isolierter Terrorist ist, ohne Strukturen im Rücken, wenn er sich nicht vor der Tat einem israelischen Agenten offenbart, ist es sehr schwer, ihn aufzuhalten. Dieses Mal stellte noch nicht einmal das Mordinstrument ein Problem für ihn dar – er arbeitete bei einem Bauunternehmen als fest angestellter Baggerführer.
Wenn es sich um Bürger Ostjerusalems handelt, sind Berührungspunkte des potentiellen Mörders mit der Zielbevölkerung unvermeidlich. Die Araber aus dem Ostteil der Stadt besitzen eine israelische Identitätskarte – wenn auch keine Staatsbürgerschaft; sie können sich frei in der Stadt bewegen, sprechen fließend Hebräisch und erwecken keinen verdacht. Entgegen dem ruhigen Eindruck ist der Osten der Stadt in beiden Intifadas terroristisch aktiv gewesen: Etwa 300 Einwohner sind in den vergangenen acht Jahren wegen Verwicklung in den Terror verhaftet worden.
Gerade weil das Gebiet unter voller israelischer Kontrolle steht, ist diesmal keine wirkliche Reaktion zu erwarten. Wenn die Hamas nicht verantwortlich ist und die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) nicht schuld, hat Israel kein Ziel für eine Vergeltung. Zum Ersatz überboten sich die Politiker (unter ihnen der Ministerpräsident und der Verteidigungsminister) in Angriffserklärungen. Scheinbar wird man diesmal versuchen, das Haus des Terroristen zu zerstören, ein Schritt, dessen man sich im Falle des Mörders vom Merkaz Harav enthalten hat. Die Begeisterung dafür, als Wundermittel, wirkt seltsam. Die israelische Armee hat die Zerstörung von Häusern im Westjordanland 2005 eingestellt, nachdem eine Kommission unter Vorsitz von General Udi Shani zu dem Schluss gekommen war, dass die abschreckende Wirkung nicht erwiesen sei und der Schaden den Nutzen überwiege.
Während der Islamische Jihad den Anschlag in Jerusalem feierte, hielt sich die Hamas mit begeisterter Zustimmung zurück. Am Haus der Familie des Terroristen wurden keine Hamas-Flaggen gehisst, die Familie enthielt auch keine Teilentschädigung von Seiten der Organisation. Ungeachtet der zweifelhaften kriminellen Vergangenheit des Täters scheint es, dass die maßvolle Reaktion der Hamas eher mit ihrer Entscheidung zusammenhängt, im Konflikt mit Israel gegenwärtig ein niedriges Profil zu bewahren. Der Anschlag in Jerusalem ist der Hamas zu einer Zeit nicht dienlich, da sie vor allem danach strebt, die Lebensbedingungen im Gaza-Streifen zu verbessern, und auf das Einverständnis Israels angewiesen ist, wenn die Grenzübergänge offen bleiben sollen.
Es ist zweifelhaft, ob der Fahrer des Bulldozers seine Tat im Voraus geplant hat, aber der Anschlag fand direkt vor den Augen der Medien statt, gegenüber dem Gebäude, in dem sich alle Büros der ausländischen Sender befinden. Die Jaffa-Straße und Jerusalem insgesamt sind wieder zu den schrecklichen Tagen am Höhepunkt der Intifada zwischen 2001 und 2003 zurückgekehrt. Der zweite schwere Anschlag innerhalb von vier Monaten muss das Sicherheitsgefühl erschüttern, das den Einwohnern mit großer Mühe zurückgegeben worden war, insbesondere da er aus allen möglichen Winkeln dokumentiert wurde. Auch wenn die Mehrzahl der Toten dieses Jahres Opfer von „volkstümlichen Anschlägen“ in Jerusalem sowie von Raketen- und Mörserangriffen aus dem Gaza-Streifen gewesen sind (zwei schwer zu verhindernde Terrorarten), bleibt die Statistik besorgniserregend: 26 Tote in sechs Monaten. Die Zahl der Opfer ist viermal so hoch wie im Vorjahr.
(Haaretz, 03.07.08) |
Bei den drei Israelis, die gestern bei dem Bulldozeranschlag auf der Jerusalemer Jaffa-Straße ermordet wurden, handelt es sich um die 33jährige Batsheva Untermann, die 54jährige Elizabeth Goren-Friedman und den 68jährigen Jean Relevy.
Die Kindergärtnerin Batsheva Untermann wurde als Tochter von Einwanderern aus Holland in Israel geboren und wohnte im Jerusalemer Stadtteil Rehavia. Sie heiratete den in London geborenen Ido Unterman, dessen Großvater der Oberrabbiner von Liverpool und Tel Aviv gewesen war, bevor er zwischen 1964 und 1973 als Israels ashkenasischer Oberrabbiner wirkte.
Das Paar unterzog sich jahrelangen Fruchtbarkeitsbehandlungen, und vor sechs Monaten wurde dann ihr erstes und einziges Kind geboren. Batsheva war mit ihrer Tochter Efrat auf dem Heimweg von einem Arztbesuch, als Hussam Duwiyat mit seinem Bulldozer ihr Auto zerquetschte.
Elizabeth (Lili) Goren-Friedman stammte ursprünglich aus Österreich und wohnte im Jerusalemer Stadtteil Katamon. Die geschiedene Mutter von drei Kindern war an einer Blindenschule tätig, wo man sich an ihre unermüdliche Hilfsbereitschaft erinnert.

Lili Goren hinterlässt ihre drei Kinder Zvi (23), Issachar (19) und Yael (16).
Jean Relevy aus dem Stadtteil Gilo wanderte nach dem Tod seiner Mutter 1949 gemeinsam mit seinem Vater aus dem Iran nach Israel ein. Zuvor hatte die Familie neun Jahre in Indien gelebt. Er wuchs in Jerusalem auf, ging dann für einige Jahre zum Ingenieurstudium nach England und arbeitete nach seiner Rückkehr als Installateur von Klimaanlagen.

In einem Monat sollte er zum ersten Mal Großvater werden. Er hinterlässt seine Frau Hanna, zwei Töchter und einen Sohn.
Wie Batsheva Unterman wurden auch Lili Goren-Friedman und Jean Relevy in ihren Autos von Duwiyats Bulldozer erdrückt.
(Außenministerium des Staates Israel, 02.07.08) |