Die gewaltsame Machtergreifung der Hamas im Gaza-Streifen im Juni 2007 hat es der Terrororganisation ermöglicht, ein radikal-islamistisches Gemeinwesen zu errichten, das ihm erlaubt, mit iranischer Unterstützung eine eigene Innen- und Außenpolitik zu verfolgen. Dazu gehört der andauernde Terrorkrieg gegen Israel.
 Hamas-Führer Haniyah und Irans Präsident Ahmadinejad im Dezember 2006
Als Terrororganisation ist die Hamas nicht nur innerhalb der internationalen Gemeinschaft isoliert, sondern auch zerstritten mit Ägypten und anderen prowestlichen arabischen Ländern. Die Entfremdung von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und ihrer pragmatischen Führung unter Mahmoud Abbas schreitet weiter voran. Aufgrund ihrer internen und externen Schwierigkeiten ist die Hamas jedoch existentiell auf strategische Unterstützung von außen angewiesen, um ihr politisches Überleben und ihre militärische Aufrüstung zu sichern. Obwohl die Hamas dem sunnitischen Islam folgt und der Iran dem schiitischen, gibt es doch viele gemeinsame Nenner: die Auffassung, dass der Terrorismus das primäre strategische Mittel der Palästinenser sein soll, ihr Widerstand gegen die Verhandlungen zwischen Israel und der PA (Annapolis-Prozess) und ihre langjährige, tief verwurzelte Feindschaft gegenüber den USA und dem Westen. Insofern ist der Iran die natürliche Wahl der Hamas, wenn es um strategische Unterstützung geht.
Seit Israels Abkoppelung vom Gaza-Streifen, vor allem seit 2008 und der Zeit der Waffenruhe, hat der Iran der Hamas direkt dabei geholfen, ihre militärische Aufrüstung voranzutreiben, und zwar durch üppige Finanzierung und groß angelegte Waffen- und Munitionslieferungen. Die Hauptliefermethode war dabei der Schmuggel durch die Tunnel zwischen Ägypten und Gaza, doch gab es auch Schmuggelversuche auf dem Seeweg. Die Hamas hat jüngst noch einmal klar gestellt, dass sie einem Stopp des Schmuggels nicht zustimmen werde.
Aus iranischer Perspektive ist ein radikal-islamistisches Gebilde im Gaza-Streifen ein wichtiger strategischer Aktivposten an Israels Südgrenze, in Verbindung mit der Bedrohung, die im Norden die Hisbollah für Israel darstellt. Aus Teherans Sicht schwächt die iranische Unterstützung der Hamas den Einfluss des PA-Präsidenten Mahmoud Abbas und unterminiert die israelisch-palästinensischen Verhandlungen. Dies bedeutet auch den Export der iranischen Version des radikalen Islam in andere sunnitische Staaten, insbesondere Ägypten, wodurch ein Standbein im Herzen der sunnitischen Welt geschaffen wird.
Es ist in der Rückschau offensichtlich, dass es ohne die massive Hilfe des Iran sehr schwer für die Hamas gewesen wäre, ihre jüngste Aufrüstung zu betreiben. Es ist auch davon auszugehen, dass die Hamas sich bei ihrem Raketenbeschuss und ihrer Haltung gegenüber Ägypten und der PA ohne diese Rückendeckung nicht so aggressiv verhalten hätte.
Der Iran hat explizit erklärt, dass die Kämpfe in Gaza nur ein Aspekt des breit angelegten Krieges um die Zukunft des Nahen Osten seien, der zwischen dem Lager des „Widerstands“ und dem Westen geführt werde. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Ende der Operation Gegossenes Blei zum Bemühen des Iran um den Wiederaufbau der terroristischen Infrastruktur der Hamas führen. Freilich gestalten sich die Bedingungen dafür nun schwieriger.
Eine eingehende Dokumentation der iranischen Unterstützung für die Hamas findet sich unter dem folgenden Link: http://www.terrorism-info.org.il/malam_multimedia/English/eng_n/pdf/iran_e004.pdf
(Außenministerium des Staates Israel, 19.12.09)
Neuesten Geheimdiensteinschätzungen zufolge unternimmt der Iran bereits Anstrengungen zur Wiederaufstockung des Raketenarsenals der Hamas im Gaza-Streifen. Es wird befürchtet, dass die Terrororganisation nun versucht, iranische Fajr-Raketen in den Küstenstreifen zu schmuggeln. Diese Raketen haben eine Reichweite von bis zu 70 Km, so dass sie auch Tel Aviv treffen könnten.
(The Jerusalem Post, 20.01.09) |